mmm Internationale Voegelin-Gesellschaft für Politik, Kultur und Religion e.V.
   

Zielsetzung und Perspektiven

Im April 2003 haben sich auf Initiative des Eric-Voegelin-Archivs Forscher verschiedener europäischer Universitäten und Forschungseinrichtungen in München getroffen, um ihre teilweise schon seit längerem bestehende Kooperation auf dem Gebiet „Politik, Kultur und Religion“ auf eine neue institutionelle Grundlage zu stellen und so zu intensivieren. Es wurde zu diesem Zweck die Gründung eines Forschungsverbundes beschlossen, der sich im März 2004 auch förmlich als „Internationale Voegelin-Gesellschaft für Politik, Kultur und Religion“ konstituiert hat. Die Gesellschaft organisiert internationale Tagungen und Symposien, plant gemeinsame Forschungsprojekte, erarbeitet gemeinsame Publikationen und wird eventuell auch ein Jahrbuch herausgeben. Erste gemeinsame Veranstaltung war eine im Juli 2004 in München durchgeführte Tagung zum Thema „Politik – Religion – Zivilreligion“.


Gründungsmitglieder

Prof. Dr. Claus Bärsch, Universität Duisburg / Essen
Prof. Dr. Giuseppe Duso, Universität Padua
Prof. Dr. Dietmar Herz, Universität Erfurt
Prof. Dr. Peter J. Opitz, Eric-Voegelin-Archiv e.V. München
Prof. Dr. Giuliana Parotto, Universität Triest
Prof. Dr. Walter Rotholz, Universität Greifswald
PD Dr. Mir Ferdowsi, Eric-Voegelin-Archiv e.V. München
PD Dr. Christian Schwaabe, Universität München
Dr. Florian Oberhuber, Universität Wien
Dr. Gilbert Weiss, Universität Salzburg
Dr. Hans Otto Seitschek, Universität München

Vorstand

Prof. Dr. Peter J. Opitz, (Vorsitz)
Prof. Dr. Dietmar Herz
PD Dr. Christian Schwaabe



Programmatisches Konzept

Der Forschungsverbund widmet sich der Erforschung der Zusammenhänge, Überschneidungen und Spannungen im Verhältnis von Politik, Kultur und Religion. Seinem methodischen Selbstverständnis nach ist der Verbund einem philosophisch-anthropologischen Zugang verpflichtet. Die interdisziplinär ausgerichtete Forschung soll also auch bei fallweise unterschiedlichen Projekten und Spezialthemen immer auf jene Fragestellungen der philosophischen Anthropologie bezogen bleiben, wie sie die Geschichte philosophischen Denkens schon seit ihrer klassischen Phase bei Platon und Aristoteles geprägt haben. Das bedeutet indes nicht, Anthropologie ausschließlich oder auch nur überwiegend in ihrer klassischen Form zu betreiben. Vielmehr sollen diese klassischen Fragestellungen zum einen zu spezifisch modernen Einsichten und Problemen in Beziehung gesetzt werden, zum anderen systematisch zu einer kultur- und zivilisationstheoretischen Grundlagenforschung erweitert werden, die insbesondere einem umfassenden Verständnis des Politischen dienen soll.

Religion ist nicht als einer neben anderen Teilbereichen oder Wertsphären menschlicher Existenz vom Politischen isoliert zu betrachten. Der Mensch ist für ein angemessenes Verständnis des Politischen stets auch als „homo religiosus“ zu betrachten. Zum einen wirken religiöse Überzeugungen unmittelbar auf Politik ein, zum anderen repräsentiert die politische Ordnung immer auch religiöse Vorstellungen und Wahrheiten in einem sehr weiten Sinne oder es kommt zu einem politischen Kampf um eben solche Vorstellungen. Dieser Zusammenhang gilt auch in einer gesellschaftlichen Ordnung, die sich als laizistisch bzw. liberal versteht. Desweiteren verweisen die verschiedensten Formen von politischen Mythologien, Quasi- und Ersatzreligionen noch in der scheinbar säkularisierten Moderne auf den engen Zusammenhang von Religion und Politik. Zu einem kulturphilosophischen Problem weitet sich dieser Zusammenhang, wenn in Anlehnung an Cassirer der Mensch als „homo symbolicus“ verstanden wird und sein Verhältnis zur Welt in den verschiedenen symbolischen Formen des Mythos, der Wissenschaft oder der Religion zusammenschauend betrachtet wird. Ein solcher Zugang hat sich dann folgerichtig den entsprechend zugrundeliegenden menschlichen Erfahrungen zuzuwenden, die solcherart symbolhaft Ausdruck finden – und die politischen Ordnungsvorstellungen fundamental prägen.

Der Forschungsverbund betrachtet Fragen der religiösen Existenzinterpretation auf Grundlage einer möglichst breiten phänomenologischen Erfassung des Religiösen, womit sowohl disziplinäre Verkürzungen des Gegenstandes als auch die oft anzutreffenden Beschränkungen rein „empirischer“ Ansätze bewußt vermieden werden sollen. In ihrem Verhältnis zum Politischen werden hier u.a. der Zusammenhang von Symbolen, Mythen und Ideologien zu untersuchen sein, ebenso die religiösen Implikationen des Politischen oder öffentliche bzw. politische Versuche, religiöse Vorstellungen gesellschaftlich durchzusetzen. Im Sinne einer Einspeisung kulturvergleichenden historischen und anthropologischen Wissens in den Prozeß gesellschaftlicher Selbstverständigung nimmt der Forschungsverbund dabei auch aktuelle Probleme und Krisenphänomene zum Gegenstand wie sie eine grundsätzliche eine grundsätzlich ungesicherte und daher stets fragwürdige Moderne hervorbringt. Exemplarisch können etwa die Probleme der politischen Ordnung und der Gewalt auf internationaler Ebene genannt werden, oder die Reflexion der moralischen, symbolischen u.a. Grundlagen und Funktionsvoraussetzungen liberaler Demokratien.

Kontakt
PD Dr. Christian Schwaabe
Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft
Ludwig-Maximilians-Universität München
Oettingenstr. 67
80538 München
Tel.: 089-2180-9095
E-mail: schwaabe@lrz.uni-muenchen.de

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